Medienbericht PPP WM in Pula

Mit Tischtennis gegen Parkinson: PingpongParkinson Schweiz

Das haben sich die Neun Teilnehmer der diesjährigen Parkinson Tischtennis Weltmeisterschaft hinter die Ohren geschrieben. Die Weltmeisterschaft wurde vom 12. Bis zum 16. Oktober 2022 in Kroatien, in der schönen Stadt Pula ausgeführt.

Nenad Bach, Gründer von PingpongParkinson,  hat mit Tischtennis eine Verlangsamung des Parkinson Verlaufs erzielen können. Nach der ersten Weltmeisterschaft in New York schwappte die Bewegung nach Deutschland über. Thorsten Boohemius und Harry Wisler  trugen das Ganze dann weiter und innerhalb von 2 Jahren sind über 800 Parkinsonbetroffene in über 80 Stützpunkten in ganz Deutschland verteilt aktiv am Tischtennis spielen. Schweden Dänemark, Portugal, Israel und viele weitere Länder schlossen sich an und PingpongParkinson Schweiz wurde ganz neu im Juni 2022 gegründet.  Am Turnier gibt es verschiedene Kategorien: Damen Einzel, Herren Einzel, Mixed (das ist immer eine Frau und ein Mann zusammen) Doppeldamen und Doppelmänner. Weiter gibt es drei weitere Untergruppen: Starke Beeinträchtigung durch Parkinson oder Anfänger in Tischtennis (Class 3), Mittelschwere Beeinträchtigung oder mittlere Spielerfahrung (Class 2), wenig Beeinträchtigung und sehr gute Tischtennisfähigkeiten (Class 1). Das Swiss Parkinson Tischtennisteam war in den Klassen 2 und 3 vertreten. Wir alle spielen noch nicht so lange Tischtennis, als dass wir in der Klasse 1 antreten könnten, aber gemäß unserem Coach Karin wird sich das vielleicht bald ändern, denn eine massive Verbesserung unserer Fähigkeiten hat bereits innerhalb mehr als einem Jahr unter Karins Trainings stattgefunden.

 

Lange zuvor haben sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen angemeldet, im Voraus Sponsoren gesucht, eine Transportgelegenheit gebucht und ein Haus in Pula gemietet. Um nicht alle finanziellen und materiellen Aufwände selbst tragen zu müssen, hatte unsere Monika eine geniale Idee. Sie ist eine begeisterte Camping-Aktivistin und in der Ergotherapie kam ihr die Idee in den Sinn, gleichzeitig Geld in die Kasse von PingpongParkinson Schweiz zu generieren. Es entstanden weit über 80 Glasperlen Arm- oder Fussbänder. Familie Berner, die den Campingplatz RIARENA in Cugnasco führt, hat innerhalb kurzer Zeit 60 Unikate in den Sommerferien verkauft und es ermöglicht, dass auf diesem Wege 600.- Fr. in die Kasse kamen. Ein herzliches Danke an Nicole und Stefan Berner, die diese Aktion wohlwollend unterstützt haben. Wir bedanken uns herzlich bei allen Sponsoren, insbesondere auch die viele privaten Spenden, welche wir entgegennehmen durften. Raiffeisenbank Adligenswil-Udligenswil-Meggen, SLB Spar und Leihkasse Buecheggberg, Mobiliar, Swisslos Solothurn, Stadt Luzern, Gemeinde Zumikon, Gubler Tischtennis, Ypsomed, Lernwelt Plus, Swisscom, Casino Baden, Tischtennisclub Rapid Luzern, Procap, Apotheke im Gärtnerhaus, Tischtennisverein Safenwil-Walterswil.  

Unsere Trainerin Karin Opprecht vom Tischtennisverein Rapid Luzern,  Couched das ganze Team. Mit ihren fachlichen und speditiven Analysen trieb sie uns an, unser Tischtennis sauber und gut auf den Tisch zu bringen. Mit ihrer lockeren Art und ihrer lustigen Seite brachte sie uns oft zum Lachen. Aber an den Banden war sie ganz der Tischtenniscoach. Streng und bestimmt.

Emma Brown die Parkinson Selbsthilfe Gruppenleiterin aus Lyss, führte als Haushaltmanagerin das Swisshouse. Sie verwöhnte uns jeden Abend mit einem Gericht aus einem anderen Kontinent. Wenn wir traurig oder enttäuscht nach Hause kamen nahm sie uns in die Arme, tröstete uns. Das machte Mut, am nächsten Tag einwandfrei gut zu spielen und zu siegen.

Die Hinfahrt mit Migtravel aus Engstingen dauert die beinahe 12 Stunden und wir waren todmüde. Emma kochte uns selbstgemachte Bolognese auf und alle waren wieder glücklich und gingen zu Bett.  Das Swisshouse lag ganz in der Nähe des Stadions, wo die Wettkämpfe stattfanden. Innerhalb von 15 Minuten gelangten wir zu Fuß am nächsten Morgen in die Halle und spielten uns zirka 2 Stunden ein. Um 15:00 Uhr fand die Eröffnungszeremonie in der Arena, das heißt im 2400 Jahre alten Kolosseum, das mitten in der Stadt Pula lag, statt. Bei blauem Himmel und Sonnenschein und angenehmen Temperaturen haben wir am einzigen Tischtennistisch in der Arena einen Rundlauf gemacht.  Nach der Eröffnungszeremonie begaben wir uns wieder in die Halle und absolvierten die Vorrunde des Doppel Mix Wettbewerbes. Die Schweiz hatte 2 Doppelmix Teams am Start. Thömu mit Silvia in der Klasse 3 und Carlo und Daniela in der Klasse 2. Nach diesen Spielen tranken wir in der auf dem Rückweg gelegenen Bar ein Apero und wurden dann zu einem feinen Irish Stew im Swisshouse überrascht.

Am zweiten Tag, Donnerstag ging es los mit den Ausscheidungsrunden der Singlemänner und Singlefrauen in allen Kategorien. In Vierergruppen mussten wir alle antreten und unsere Gegner möglichst bezwingen. Einige haben sich in das Haupttableau hochgearbeitet. Einige wurden in die Trostrunde spediert.  Bekannte Gesichter aus vorangegangenen Turnieren und unterdessen Freunde geworden, haben wir am Abend an eine Swisshouseparty eingeladen. Am Swisshouse Evening, wo wir unsere Freunde aus Deutschland, Österreich und Malta einluden, zauberte unsere Emma viele Käsekuchen, Früchtekuchen und ein Buffet voller Schweizer Leckereien. Unsere Gäste waren imponiert. Vor Mitternacht noch, gingen wir zu Bett damit wir am Freitag wieder neu starten konnten. Die weiteren 16 /8/Viertel Finale wurden für die Einzelkategorien ausgetragen. Die Gruppenspiele Doppel Männer und Doppelfrauen wurden abgehalten. Wir hatten viel Spaß und große Freude bei den Spielen und haben neue Bekanntschaften geknüpft. Wir konnten uns auch austauschen in den Pausen. Die Parkinsonerkrankten Menschen an den Tischen spielten hochmotiviert in den verschiedensten Stadien des Krankheitsfortschritts. Wir konnten beobachten wie viele, wie wir selbst, in der Schlaghand zum Beispiel mit einem Tremor kämpften, aber wenn sie am Tisch standen und den Ball servierten, wie von Wunderhand das Zittern verschwunden ist. Die Verkrampfungen lösen sich oder Überbewegungen finden gar nicht statt. Alle kämpften nur mit einem Gegner. PARKINSON.            

Es ist enorm wie das Tischtennisspielen den Verlauf verlangsamen kann. Durch die Konzentration auf etwas anderes werden die Symptome unterdrückt, durch die Bewegungen wird die Automatik beibehalten. Durch das gesellige Zusammensein und dem Austausch untereinander, wird das Gefühl des Alleinseins mit Parkinson komplett unterdrückt. Das Spiel stärkt die Psyche eines Parkinson Patienten. Ein Betroffener erzählte mir, dass sein Selbstbewusstsein so sehr viel besser wurde durch das Spiel, er sei ganz anderer Mensch heute. Nach dem obligaten Aperol Spritz in der Cacadu Bar wurden wir von Emma mit einem kroatischen Abend überrascht. Da Kurt mit seinen Wettkämpfen am Nachmittag schon fertig war ging er Emma zur Hand und machte Feuer im Grill. Bis die restlichen Swiss Teammitglieder nach Hause kamen hatte Kurt eine wunderschöne Glut und das Fleisch schon auf dem Grill. Wir konnten uns nur noch hinsetzen und genießen. Sichtlich müde gingen wir an diesem Abend sehr früh zu Bett um am Samstag die Achtel, Viertel und Halbfinale zu spielen.

Unsere 2 neuen Mitglieder Thomas und Markus haben sich tapfer geschlagen und haben im Trost-Turnier gute Resultate erreicht. Auch Silvia und Daniela, die beiden gewannen im Damen Einzel Classe 3 und 2 das Trost Turnier. Monika im Einzel, Kurt und Carlo im Doppel waren auf dem Haupttableau weit vorne zu sichten. Auch unsere Daniela hat es im Doppeldamen mit ihrer deutschen Partnerin Juliane bis ins Viertelfinale geschafft.

Am Sonntag war Finaltag. Die Monika hatte ein unglaublich spannendes Hauptfinale in 5 Sätzen hinter sich gebracht und drang vor bis in den Final. Diesen verlor sie dann gegen eine starke Gegnerin aus Israel. Die beiden waren sehr glücklich und lagen sich nach dem Match in den Armen. Jetzt haben wir eine Vizeweltmeisterin in der Klasse 2 zu feiern! Unser Silber-Momo. Im Doppelmänner haben Carlo und Kurt den dritten Platz, also eine Bronzemedaille und im Doppeldamen hat Daniela mit ihrer Partnerin Juliane ebenfalls eine Bronze Medaille abgeräumt. Wir gratulieren den Medaillengewinner herzlich.

Der Letzte Abend wurde am Meer bei Sonnenuntergang und danach bei einer feinen Pizza im Cacadu genossen. Im Germany House durften wir am Pool noch ein Schwätzchen mit unseren Freunden halten, Erfahrungen dieser WM teilen und den Abend ausklingen lassen.

Die Heimfahrt am Montag, war mit fröhlicher und sehr zufriedener Stimmung, mit verschiedenen Gedichten und Liedern, welche wir selbst getextet haben, sehr schnell vorüber. Ohne Unterbrüche waren wir alle um Mitternacht sicher wieder zu Hause.

 

Die Teilnahme an unserem dritten internationalen Turnier war ein Erfolg, an den wir anknüpfen wollen. Mit Parkinson Schweiz sind nun Kurse für alle Interessierten in Planung im 2023. Wir wollen  PingPongParkinson Schweiz allen Betroffenen zugänglich zu machen, um auch in der Schweiz diverse Stützpunkte regional aufzubauen. 

 

 

 

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